Häfen – Bergwiesen – Essenzen – Augenblicke – Erlebnisse des Eintauchens (die Welt vom Kajak aus sehen) – unterschiedliche Farbstimmungen und Lichtverhältnisse, je nach Jahres- und Tageszeiten und dem Ort, an dem ich bin – Wolkengebilde ziehen, verändern sich – Mandelblüte – Düfte – wilder Thymian – Ardèche und ihre Höhlen – Sandsteinfelsen – Gletscherlandschaft – am Fuß des Fitz Roy durch Matsch einen Weg suchen – glatt geschliffene Felsen bleiben, wenn der Gletscher abnimmt – Wasserfälle in der Karibik – der hohe Atlas, so stelle ich mir Tibet vor, Bergdörfer – Serpentinenstraßen – Passstraßen
Spaziergänge am Bach – Licht und Schatten und Spiegelungen durch den Regen, der gerade aufgehört hat – Frühling am See, junge Birkenzweige strecken sich silbern schimmernd mit zartem Grün in den noch kalten Himmel – frühmorgens im kalten Klammen mich langsam wieder erwärmen und auf die eisblaue Isar schauen – Prallwände – kurz bergauf fahren und dann ziehen einen Kräfte hinab…die Schwimmweste befördert mich wieder nach oben – Surfen auf der Welle mit dem Kajak – streckt man den Zeh ins Wasser, ist es eiskalt, fällt man hinein, spürt man die Kälte nicht, Adrenalin sei Dank
typischer Geruch des Mopeds nach dem Regenguss – Sandstraßen fließen und ergießen sich ins Meer, Streifen von fruchtbarem Siena im Salzwasser – dann kommen die Leute wieder gut gekleidet aus ihren Behausungen – überall wird getanzt, immer laute Musik, auch im Überlandbus – Merenque – Alles nur privat! Leute leben am Straßenrand, der gehört allen –
wo die Wasser sich mischen, verschwimmt abwechselnd Ocker mit Schwarz und die Delfine sind rosa (Manaus) – in Iquacu eingewickelt in viel zu warme Laken zum Schutz vor Moskitos
Segeln in der Nacht, Lichter erkennen und wohin sie fahren, über mir unendlich viele Lichtpunkte – an der Elbmündung nur wabernde Luftschleier, undurchsichtig und kalt, morgens Eis auf Deck – große Fähren fahren weit genug entfernt rasend schnell vorbei, auf die Fischer müssen wir achten…
wenn die See rollt, werden die Geräusche unter Deck beängstigend – wir haben Taue an Deck befestigt, an ihnen hangeln wir entlang, wenn es zu stürmisch wird – der Wind pfeift, heult, jault, die Segel schnurren – halte ich mein Gesicht in den Wind und habe auf beiden Ohren gleich viel Druck, zeigt meine Nase wo der Wind herkommt –
es gilt Leuchtfeuer zu zählen, um sich zu orientieren, in Italien fällt öfter mal der Strom aus – morgens ist es noch frisch bei der 4-8er Wache, wenn die Sonne langsam und dann plötzlich aufgeht – auf dem schwarzen Wasser ist man so klein wie ein Punkt oben im breiten Band der Milchstraße
so viele Sterne wie in der Wüste habe ich noch nie gesehen, das Kreuz des Südens – überall auf der Welt Akazien – Spinnen laufen über mich, wir lagern am Feuer – die Berber haben Geschenke für die Wachen der Polisario und wir bekommen Wasser – Laufen in der Steinwüste, Laufen über gebackene Steine, in Jahrtausenden Sonne geschmolzene Erdkruste – statt eines Dromedars hat einer ein Moped, es gibt auch ein paar moderne Brunnen
wir haben den Gegenwind unterschätzt, nun ist es dunkel und wir sitzen am Ufer des Drâa in einer Ruinenstadt aus gestampftem Lehm, die langsam wieder zu Erde wird – das restliche Licht ist so klar – in Ouassasad wird der Drâa gestaut und nur zu bestimmten Zeiten führt er dann Wasser, das in unzählige Bewässerungskanäle abgezweigt wird zum Bewässern der Dattelpalmen. Von neun Datteln am Tag könnte man überleben, aber während der großen Dürre gab es nicht einmal das und die Leute mussten weg in die Banlieue von Rabat und Casablanca und anderswohin – im Bus nach Essaouira kann ich durch den Boden die Straße sehen – beim Händler gibt es billiges Duschgel in weggeworfenen Originalbehältnissen: Welche Farbe will ich?
So viel Ocker und Siena, jedes Tal, jeder Berg eine andere Nuance und überall dazwischen leuchtendes frisches Grün – abends, wenn die Sonne untergegangen ist bei Neumond, gibt es kein Licht mehr, dann sieht man nichts mehr, nicht einmal die Hand vor meinen Augen… .
© 2011 Uta Weil